Klimakonferenz Freising – „Nichts tun ist keine Alternative.“

Hallbergmoos – „Die Situation ist sehr, sehr ernst und wir müssen dringend etwas tun! Das ist das ernüchternde Resümée, das die beiden Kreisräte Robert Wäger und Sabina Brosch (Grüne) aus der ersten Freisinger Klimakonferenz, die am vergangenen Wochenende stattfand, ziehen.

Initiiert von der Kreistagsfraktion der Grünen fand die Klimakonferenz in den Räumen der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) statt, deren Präsident Eric Veulliet einen dringenden Appell an die anwesenden Kommunalpolitiker des Landkreises richtete: „Machen Sie jetzt etwas, denn die Situation ist sehr ernst.“ Seit 126 Jahren sei der Zusammenhang zwischen CO2-Ausstoß und Erdtemperatur erkannt, „Wieso hat die doch so clevere Menschheit nichts getan?“. Selbst wenn der Papst vom Untergang der Menschheit spreche, interessiere das niemanden. Und 418 sei der aktuelle mittlere ppm-Ozongehalt, der in der vorindustriellen Zeit noch unter 300 gelegen habe. „Wir haben keine Klimakrise, sondern einen massiven Klimakollaps und eine Klimakatastrophe“, so Veulliet.

Nüchtern und zahlenbasiert argumentierte Stefan Rahmstorf, einer der weltweit renommiertesten Klimaforscher vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Seine Schlussfolgerung war jedoch umso erschütternder: „Wir müssen endlich eine Vollbremsung hinlegen.“ Sehenden Auges steuern wir auf eine Erderwärmung von plus 3,2 Grad zu, nur wenn weltweit bis zum Jahr 2030 die Treibhausgasemissionen halbiert würden, wäre wenigstens das 1,5 Grad Ziel noch zu erreichen. „Abstandsregelungen von Windrädern wie in Bayern helfen hier nicht.“

Das schlimmste Szenario trete ein mit dem Dominoeffekt, bei dem sich diverse Kipppunkte anstossen: Das schmelzende Eis an den Polkappen, das Abschwächen des Golfstroms, das Abholzen des Amazonas-Regenwalds, das „Umkippen“ der Korallenriffe, alles hängt zusammen. „Ein weiteres Ansteigen des Meeresspiegels ist nicht mehr zu verhindern, wir können nurmehr dafür sorgen, dass es nicht noch schneller vorangeht.“

„Wir haben zwei Tage daran gearbeitet, was wir in unseren Kommunen tun können“, so Wäger. In 21 Workshops ging es darum, was und wo es im Landkreis Potenziale gibt, welche Ziele sich die Kommunen stecken können und auch wie man sie erreichen kann. Themen waren die Moorflächen des Landkreises, Potentiale des Waldes, Erzeugung erneuerbarer Energien, Abschaffung der Bürokratie bei der Umsetzung. „Ich rate den Gemeinden, rechtzeitig Konzentrationsflächen für Windräder zu definieren“, so Landrat Helmut Petz. Tue das nämlich ein privater Interessent zuerst, dann sei es für die Kommune zu spät.

Gerade im Landkreis Freising stünden beim Thema Mobilität On-Demand-Verkehre und die Stärkung des Radverkehrs ganz oben auf der Agenda. „Allesamt sehr gute Denkanstöße, die wir auch für Hallbergmoos und Goldach umsetzen können.

Das Gute an der Klimakonferenz war zu sehen, dass wir alle ähnliche oder gar gleiche Probleme aber auch ähnliche oder gar gleiche Ziele haben“, so Brosch. „Das macht aus einer gewissen Ohnmacht, die sich aus den Vorträgen ergeben hat, doch wieder Mut! Aber den Mut müssen wir nun in den Gemeinderat tragen!“ Ein „Weiter so wie bisher“ gebe es nicht, sind sich Brosch und Wäger einig. Angesichts der Zahlen und Daten, die die Naturwissenschaftler aufgezeigt haben, „kann sich niemand herausreden, dass es so schlimm schon nicht wird“, so Wäger. „Die Zeiten, dass sich alles nur monetär rechnen muss, sind vorbei!“, ergänzt Brosch. „Oberste Priorität hat die Reduktion der CO2 Emissionen und das schnell.“ Dass die Kommunalpolitiker dafür die Planungswerkzeuge in der Hand haben belegte Städteplaner Dr. Stefan Mitschwang. „Nichts tun ist keine Alternative. Wir müssen demnach nur wollen“, so Brosch. „Und wir, die Grünen wollen!“