Ein Beitrag von Erwin Grießer.
Als Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer in der letzten Woche seinen Vorschlag mit Rettungsmilliarden den Verbrennungsmotor zu stützen öffentlich machte, konnte ich das kaum glauben. Aber was kann man von einem Verkehrsminister erwarten der bislang nur durch fragwürdige Vorschläge, suspektes Handeln und Verschleierung von Tatsachen auf sich aufmerksam gemacht hat. Dass ihm dann auch noch Markus Söder zur Seite sprang, zeigte dass die CSU den Ernst der Lage nicht wirklich erkannt hat und der vermeintliche ökologische Wandel nichts weiter als parteipolitisches Kalkül im Wahlkampf war.
Die deutsche Automobilbranche hat viel zu lange an den etablierten Geschäftsmodellen festgehalten. Selbst als die Zeichen des Wandels durch alternative Antriebe nicht mehr zu übersehen waren. Es war bequem am „business as usual“ festzuhalten, da sich Jahrzehnte lang auch sehr gut Geld damit verdienen ließ. Es gab aus Führungssicht keinen Grund strategisch etwas zu ändern. Auf die dicken Gehälter und hohen Bonuszahlungen wollte niemand verzichten. Es wurde fleißig auf Halde produziert, im Glauben, dass es immer so weiter geht. Jetzt wo es schlecht läuft, sollen die Steuerzahler einspringen.
Die Forderung des Bundesverkehrsministers belegt, dass bisher weder im Großteil der Branche noch in Teilen der Politik verstanden wird, dass es in Anbetracht des rasant fortschreitenden Klimawandels so nicht mehr weitergehen kann. Es werden jetzt zwar mehr emissionsärmerer Autos produziert, aber der Antrieb dafür ist in den meisten Fällen ein anderer: Die Angst vor Strafzahlungen beim Verfehlen der EU-Auflagen für den Flottenausstoß.
Anstatt mit Rettungsmilliarden das alte Geschäft mit Verbrennungsmotoren zu stützen, muss die Autoindustrie den ökologischen Wandel entschlossener vorantreiben. Durch eine Kaufprämie für Benziner und Diesel würde dieser nur verzögert werden. Damit würden gerade die Konzerne unterstützt die weniger innovativ sind. Das ausreichend Geld für einen Wandel vorhanden wäre, zeigt zu welchen enormen Strafzahlungen wegen des Dieselskandals die Automobilbranche in der Lage war und ist, ohne größeren Schaden davon zu tragen.
Es braucht eine Transformation der Automobilindustrie hin zu einer nachhaltigen Mobilitätsindustrie. Dieser muss entschlossen und schnell angegangen werden. Leider haben wir nicht die Zeit, die für einen gemächlichen Übergang notwendig ist. Wie die weltweiten Nachrichten täglich zeigen, ist das Klima bereits aus den Fugen geraten und es ist ernster als sich das die meisten vorstellen wollen.
Das Hauptargument unseres Verkehrsministers Herrn Scheuer war ganz im Sinne der Autoindustrie: “Die Autos müssen vom Hof.” Aus meiner Sicht ist es ein ganz anderer der lange schon vom Hof müsste!